Wärmeversorgung für Neunkirchen langfristig gesichert

07.02.2025
Roland Stegmann (Technischer Geschäftsführer EEW Standort Neunkirchen), Axel Köhler (Kaufmännischer Geschäftsführer EEW Standort Neunkirchen), Jörg Aumann (Oberbürgermeister der Kreisstadt Neunkirchen, Aufsichtsratsvorsitzender der KEW), Marcel Dubois (Geschäftsführer FVN & Vorstand KEW), Ralf Tabellion (Geschäftsführer FVN)

Die vermehrten Anfragen zur Nutzung von Fernwärme durch Bürgerinnen und Bürger sowie kommunale Einrichtungen belegen großes Interesse, die Wärmeversorgung langfristig neu auszurichten. Denn in vielen Bestandsgebäuden zwingt veraltete und wartungsintensive Heiztechnik zunehmend zum Handeln. Neugebäude sollten erst gar nicht mit „auslaufenden“ Versorgungsarten starten. Und Kommunen suchen nach Lösungen, den CO2-Ausstoß ihrer Liegenschaften kräftig zu reduzieren. Die Verwendung von Fernwärme ist eine gute Lösung. Sie ist ein besonders umwelt- und ressourcenschonender Wärmeerzeuger. Neunkirchen ist hier bereits gut aufgestellt: Das Abfallheizkraftwerk (AHKW) liefert via Fernwärmenetz wohlige Wärme zur Beheizung von Gebäuden.

 

Damit diese zukunftsweisende Technologie bleibt und auch für weitere Nutzer erschlossen werden kann, haben die Fernwärmeversorgung Neunkirchen (FVN), vertreten durch ihre Geschäftsführer Marcel Dubois (dieser auch Vorstand der KEW) und Ralf Tabellion (dieser auch Key Account Manager bei Iqony Energies GmbH) und die EEW-Geschäftsführer Axel Köhler und Roland Stegmann unter Beisein von Michael Binger (Prokurist FVN) und Oberbürgermeister Jörg Aumann am 06.02.25 einen neuen Fernwärmebezugsvertrag für die nächsten zehn Jahre plus Verlängerungsoption unterschrieben. Er schließt sich ab dem 01.01.2027 an den noch aktuellen Vertrag an. Die Beteiligten regeln damit ihre erfolgreiche langfristige Wärmepartnerschaft für die Zukunft neu. Ziel der Kooperation bleibt weiterhin die Einspeisung von Abwärme aus der thermischen Restabfallbehandlungsanlage des AHKW Neunkirchen in das bestehende Wärmenetz der FVN. Perspektivisch ist auch ein Anschluss weiterer Netzgebiete der FVN und damit eine Erhöhung der Fernwärmemenge und -kunden möglich. Der Vertrag liefert Bürgerinnen und Bürgern, Gewerbe und Stadt Versorgungssicherheit mit klimaschonender Abwärme und dem Erzeuger, Netzbetreiber und Versorger Planungssicherheit für weitere Investitionen.

 

Wo wird die Fernwärme produziert

 

Die Fernwärme wird dort produziert, wo sie gebraucht wird: direkt im Versorgungsgebiet. Das Abfallheizkraftwerk (AHKW) der EEW Energy from Waste Saarbrücken GmbH ist der größte Fernwärmeerzeuger für die KEW und seit den 70er Jahren in Betrieb. Nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) wird neben der Stromgewinnung mit der überschüssigen Wärme auch Wasser aufgewärmt und in das Wärmenetz der Fernwärmeversorgung Neunkirchen (FVN) eingespeist. Seit 2009 wird zusätzlich Abwärme aus dem Walzwerk der Saarstahl AG über eine Übergabestation an der Stumm’schen Reithalle in das Wärmenetz eingespeist. Das AHKW im Industriegebiet König wurde bis 2001 rund 170 Mio. Euro komplett erneuert und garantiert mit neuester Technik eine umweltfreundliche, sichere und emissionsarme thermische Abfallverwertung und Energieerzeugung. „Jährlich können bis zu 160.000 Tonnen Abfall verwertet und so 76.000 Megawattstunden Strom und über 30.000 Megawattstunden Fernwärme erzeugt werden. Studien aus 2022 zeigen, dass fast eine Verdoppelung der Fernwärmeabgabe möglich ist“, so Roland Stegmann, Technischer Geschäftsführer der EEW. „Bei dem anstehenden Umbau der Wärmeversorgung sind die Energie- und Wärmeerzeuger, Kommunen und lokalen Energieversorger wichtige Akteure. Mit unserem Abhallheizkraftwerk leisten wir, EEW Energy from Waste, einen unverzichtbaren Beitrag. Denn eines ist klar: Der „Rohstoff“ Abfall wird uns so schnell nicht ausgehen. Und seine thermische Verwertung zur Energie- und Wärmeerzeugung macht uns unabhängiger von Energieimporten aus dem Ausland. Er versorgt Letztverbraucher mit umweltfreundlicher Wärme und verdrängt CO2-Emissionen aus konventionellen Erzeugungsanlagen, die ansonsten mit fossilen Rohstoffen arbeiten“, so sein Kollege Axel Köhler, Kaufmännischer Geschäftsführer der EEW.

 

Wer hat Anschlussmöglichkeiten an das Wärmenetz

 

Das Fernwärmenetz der FVN umfasst den Bereich der Kernstadt. Es erstreckt sich vom Abfallheizkraftwerk über die Westspange hinweg in die Oberstadt nördlich bis zum Rathaus. Weiter südlich führt es bis zum ehemaligen Hallenbad am Mantes-la-Ville-Platz. Und vom Klinikum Neunkirchen zu den Gymnasien an der Fernstraße und weiter zum Wohngebiet Winterfloß in Wellesweiler. Durch meist erdverlegte, isolierte Rohrsysteme erreicht das erwärmte Wasser über rund 30 km Netzlänge Einrichtungen der Stadt und das Zuhause zahlreicher Bürger*innen, wo dann ein Wärmetauscher für wohlig warme Räume und heißes Wasser sorgt.

 

„Als regionaler Versorger sind wir sehr daran interessiert, die Stadt Neunkirchen in ihrer Kommunalen Wärmeplanung zu unterstützen und nachhaltig zum Gelingen der Energiewende in Neunkirchen beizutragen“, so Marcel Dubois, Geschäftsführer der FVN und Vorstand der KEW Kommunalen Energie- und Wasserversorgung. „Deshalb haben die FVN und KEW die ARGE SOLAR e.V. bereits 2020 damit beauftragt, eine Potentialanalyse der Fernwärme in ausgewählten Neunkircher Quartieren durchzuführen. „Die Studie zeigt“, so FVN Geschäftsführer Ralf Tabellion, welche neuen Gebiete und Straßenzüge zum Anschluss an die Fernwärme geeignet wären. Auch bereits bestehende Gebiete, in denen die Fernwärmetrasse bereits liegt, wurden auf einen zukünftigen, wirtschaftlichen Ausbau hin überprüft.“ „Der heutige Vertrag“, so Marcel Dubois, „ist der erste Schritt, uns die erforderlichen Wärmeressourcen zu sichern. Was die finanziellen Ressourcen betrifft, ist auch die Politik gefordert durch entsprechende Rahmenbedingungen und Förderprogramme die Umsetzung der Wärmewende mit voran zu treiben. Denn als Versorger sind wir verpflichtet, unsere Wärmenetze bis 2030 mindestens zu einem Anteil von 30 Prozent, bis 2040 zu 80 Prozent mit Wärme aus erneuerbaren Energien oder Abwärme und ab 2045 in Übereinstimmung mit den Zielen des Bundes-Klimaschutzgesetzes vollständig klimaneutral zu betreiben.“

Ein positives Signal kam zumindest am 27.01.25 von der scheidenden Regierung. Die Fraktionen konnten sich mit einem Kraftakt aller Beteiligten noch auf die dringend erforderliche Verlängerung des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes (KWKG) einigen und bereits am 31.01.25 wurde sie im Bundestag beschlossen. „Die Verlängerung des KWK-Gesetzes ist von besonderer Wichtigkeit, um aktuell laufende KWK-Projekte abzusichern und dringend benötigte Investitionen in den Fernwärmeausbau als ein zentrales Element der Wärmewende weiter zu ermöglichen“, so Kerstin Andrae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. (BDEW= Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft).

 

Jörg Aumann, Oberbürgermeister der Kreisstadt Neunkirchen und KEW-Aufsichtsratsvorsitzender, ist zufrieden. Aufgrund des Wärmeplanungsgesetz und der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes werden erstmals alle Städte und Gemeinden in Deutschland eine kommunale Wärmeplanung bekommen. „Das Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze legt auch der Kreisstadt Neunkirchen die Verpflichtung auf, bis spätestens 30. Juni 2028 einen kommunalen Wärmeplan vorzulegen: Das ist ein echter Kraftakt. Dieser Wärmeplan wird den Bürgerinnen und Bürgern, den Unternehmen und Energieversorgern Sicherheit darüber geben, mit welcher zentralen Wärmeversorgung sie vor Ort rechnen können. Wir in Neunkirchen haben das Glück, rechtzeitig mit der Fernwärme und einer Erweiterungsstudie angefangen zu haben und Partner wie die EEW, FVN und KEW vor Ort zu haben, die Wärmeerzeugung, Netzausbau und Vertrieb vorantreiben. Der Einsatz von Fernwärme senkt bereits jetzt den CO2-Ausstoß einiger kommunalen Liegenschaften. Und wir haben weiteres Einsparpotenzial. Das werden wir weiter ausbauen. Und wir freuen uns über jede Bürgerin, jeden Bürger und jedes Unternehmen, das mit uns die Energiewende mitgestaltet.“